Vom preisgekrönten Soul-Star zum verpönten Außenseiter
Mit seinen legendären Hits landete er in den letzten 15 Jahren immer wieder ganz oben in den deutschen Charts. Ohrwürmer wie „Ich kenne nichts“ oder „Wenn ein Lied meine Lippen verlässt“ ließen nicht nur die Herzen der weiblichen Fans höher schlagen. Als gefragte Persönlichkeit erhielt der deutsche Soul- und R&B-Sänger zahlreiche Auszeichnungen und war mehrfach Juror und Coach in der deutschen Gesangs-Castingshow „The Voice of Germany“. In den vergangenen Monaten schockierte das Gründungsmitglied der deutschen Musikgruppe Söhne Mannheims allerdings seine Fans mit kontroversen Aussagen und löste wiederholt Skandale aus. Was ist mit dem einst noch sanften, von Liebe, Herzschmerz und Freundschaft singendem Künstler geschehen?
März 2020: Rassismus-Vorwürfe gegen Xavier Naidoo
Im Laufe der Jahre fiel der Soul-Star vermehrt durch antisemitische, rassistische und verschwörungstheoretische Phrasen in seinen weniger bekannten Songs auf. Aufgrund seines sonst besonnenen Auftretens in der Öffentlichkeit ging das jedoch im Großen und Ganzen unter und wurde letztendlich unter den Teppich gekehrt. Schließlich verbuchte man es unter künstlerischer Freiheit und betonte den poetisch-rebellischen Charakter, den Naidoo verkörperte. Damit hatte sich das Thema erledigt.
Im vergangenen Jahr tauchten dann einige erschreckende, fast schon aggressive Videos auf, in denen sich der Sänger abfällig über Geflüchtete und das politische System äußerte. Da es nicht mehr auf lyrische Freiheit, sondern auf gezielte Anfeindungen zurückzuführen war, zog man hier den Schlussstrich und warf ihm öffentlich vor, rassistisches Gedankengut zu verbreiten und Hass zu schüren.
Der Künstler klagte darauf hin und gewann den Prozess. Erneut mit der Begründung, dass es sich schlicht um einen Ausdruck seiner Poesie und Kunst handele. Trotz des vermeintlichen Erfolgs vor Gericht war jeder weitere Versuch zwecklos: Die Kurzvideos gingen sogleich viral und kosteten Naidoo den Job als Juror bei DSDS. Xaviers Statement genügte RTL nicht und noch am selben Abend teilte der Sender mit, dass es zur Trennung kommen würde.
Mai 2020: Naidoo glaubt nicht an die Existenz des Corona-Virus
Als wenn die Aktion dem Image des Sängers nicht genug geschadet hätte, sorgt der gebürtige Mannheimer mit seinem Verhalten weiterhin für Negativ-Presse. Über den Messengerdienst „Telegram“ und seinen YouTube-Kanal verbreitet Naidoo verschiedenste Corona-Verschwörungstheorien und nutzt seine Reichweite, „um die Bevölkerung aufzuklären“. Besonders verwirrend sind jedoch die widersprüchlichen Aussagen, die der 49-Jährige äußert. Einerseits sei es offensichtlich, dass die Regierung das neuartige Virus als Waffe nutze, um die gesamte Menschheit zu kontrollieren.
Andererseits zweifele er grundsätzlich daran, dass dieses Virus tatsächlich existiert. Vermutlich ist sich der Sänger selbst nicht ganz so sicher. Auch der Fernsehkoch und Kochbuchautor Attila Hildmann „outete“ sich als radikaler Corona-Verschwörer und sympathisiert mit dem Musiker aus Mannheim. In einem Video sagt Naidoo stolz, dass Hildmann und er „Brüder im Geiste“ seien. Dass sich der vegane Starkoch mittlerweile in die Türkei abgesetzt hat, um einem Haftbefehl zu entgehen, scheint den Soul-Sänger nicht zu kümmern.
Mai 2021: „Ich mach da nicht mit“ – kürzlich erschienener Song sorgt erneut für Schlagzeilen
„Ich mach da nicht mit“ lautet der Titel des neuen Liedes von Xavier Naidoo und der eher unbekannten Rap-Gruppe „Rapbellions“. In dem achtminütigen Stück warnen die Musiker vor den vermeintlichen Folgen der Corona-Impfung. Mit Zeilen wie “Ich mach’ da nicht mit. Es kann gar nicht sein. Dieses Gift kommt niemals in unsere Körper rein.“, möchten die Sänger ihre Haltung gegenüber der Corona-Maßnahmen besonders deutlich machen.
Die bemerkenswerte Musikgeschichte, die der Künstler geschrieben hat, wird niemals in Vergessenheit geraten. Doch das hohe Ansehen, das Xavier Naidoo einst hatte, ist ebenfalls Geschichte. Seinem Verhalten nach zu urteilen, liegt das auch nicht mehr in seinem Interesse. Wir sind gespannt, womit der Künstler in Zukunft die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
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