Sein Spitzname: Quälix. Felix Magath ist zurück in der Fußball-Bundesliga. Er soll Hertha BSC Berlin retten. Seine Methode: hart, nicht herzlich.
Der Profifußball ist wunderbar bekloppt. Hertha BSC Berlin tritt den Beweis dafür mit aller Wucht an. Der kühne Plan, es dank millionenschwerer Unterstützung von Investor Lars Windhorst bis ganz weit oben zu schaffen, wird zur Farce. Denn der Klub aus der Hauptstadt hat es mitten in den Abstiegskampf geschafft und als vermeintlichen Retter Felix Magath engagiert. Der erfahrene Trainer ist 68 Jahre alt, hat seit zehn Jahren nicht mehr in der Bundesliga gearbeitet und gilt als Meister herber Maßnahmen.
Was soll man der Hertha wünschen? Der Klassenerhalt wäre nett, damit der 1. Bundesliga eine große Portion Klamauk erhalten bleibt. Der Abstieg in die Niederungen von Liga 2 wäre lustiger. Denn das Scheitern eines großen Vereins in einer großen Stadt mit großen Budgets würde belegen, dass sich Erfolg nicht kaufen lässt. Die Berliner Mannschaft kickt so harmonisch wie eine von Geld getriebene Zweckgemeinschaft. Dass kleinere Vereine wie der SC Freiburg, Mainz 05 und der FC Augsburg besser als die Hertha sind, verdient millionenfachen Applaus.
Wer einen Macher wie Magath verpflichtet, muss extrem verzweifelt sein. Der frühere Profi gefällt sich als harter Hund. „Es geht auch darum, die junge Generation daran zu erinnern: Fußballprofi zu sein, ist schön, aber dazu gehört Arbeit“, findet der Routinier. Bei Magath heißt das in der Regel: mehr rennen, weniger lamentieren. Wer nicht mitzieht, wird wie ganz früher in der Schule zur Strafe in die Ecke gestellt. Bei ihm kommen pädagogische Feinheiten zum Einsatz, die antiquiert sind und jungen Fußballern aufzeigen, dass früher einfach alles besser war.
Ich lehne mich mit diesen Zeilen weit aus dem Fenster. Meine Prognose lautet: Magath schafft auf seine unnachahmliche Art mit Hertha BSC den Klassenerhalt. Vor lauter Jubel darüber wird niemand nachfragen, ob einige der Berliner Spieler psychologische Betreuung benötigen. Sie waren in der Saison 2021/22 schlecht. Also haben sie Magath als Trainer bekommen. Der Profifußball ist nicht nur wunderbar bekloppt, sondern ziemlich gnadenlos..
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